Urs Helfenstein (bisher)

Der Kreis 5 als Inbegriff städtischen Wandels

Bundesasylzentrum, Hardturm, Depot Hard, Noigasse, Zollstrasse, Zürich Bus Station, Geroldareal, Tonhalle Maag, Bildungsmeile - kaum einer der zwölf Stadtkreise ist derart regelmässig und oft im Fokus wie der Kreis 5.

Was mich in den Kreisen 4 und 5 umtreibt
Der Kreis 5 bedeutet für mich in erster Linie Heimat. Hier habe ich mich immer wohl gefühlt, hier habe ich mein ganzes Leben verbracht. Heimat kann vielseitig sein. Früher fühlte ich mich nach einer Reise erst wieder daheim angekommen, wenn ich in der Langstrassenunterführung wegen Drogen anquatscht wurde. Später war es eine Aragosta (eine Art Gebäck) im Caredda. Heute ist es eher ein nach Urin stinkender Lift an der Hardbrücke. Der Kreis 5 lebt und verändert sich. Persönlich finde ich spannend und erforschenswert: von der heutigen Bevölkerung haben wohl bloss nur etwa die Hälfte bereits vor 30,40, Jahren hier gewohnt. Trotz des Wandels, trotz der Gentrifizierung – der Kreis 5 ist links geblieben.

 

Mein politischer Kompass
Wie der Kreis 5 meine geographische Heimat ist, so ist die SP meine Heimat der Werte. Maya Kägi Götz hat in ihrem Beitrag zahlreiche Bereiche gut abgesteckt.
Im Gemeinderat habe ich bisher 30 Vorstösse eingereicht. Ein Drittel davon sind lokale Vorstösse, die sich um Quartieranliegen drehen. Nochmals ein Drittel haben den Verkehr zum Thema, insbesondere den Fussverkehr. Mit je vier Vorstössen habe ich für Bildungsgerechtigkeit und für sportbezogene Themen geworben.
Zwei Engagements sind aus den Vorstössen nicht herauslesbar: mit einer städtischen Initiative setze ich mich dafür ein, dass die Stadt Zürich mit einem Pilotversuch das Grundeinkommen wissenschaftlich testen soll. Und schon mit einer persönlichen Erklärung im Gemeinderat, aber auch finanziell setze ich mich sehr für Sans Papiers bzw. die SPAZ ein.

 

Für die Vielfalt von Kultur(en)
In der Pubertät gab es zwei Wörter, die ich gar nicht mochte. Das eine war „Aufwertung“, das andere „klassisch“.
Aufwertung schloss für mich immer eine angenommene Minderwertigkeit mit ein, die man überwunden werden müsse. Und klassisch war eigentlich alles, was wir uns in der Schule kulturell aneignen mussten: Musik, Malerei, Literatur. Auch hier musste nicht-klassische und deshalb minderwertige Kultur per Unterrichtsplan aufgewertet werden. Mich interessierten aber die unterschiedlichen Kulturen der soziale Klassen mehr als die klassische Kultursozialisierung.
Egal wie man den Begriff „Kultur“ definiert, der Kreis 5 ist ein Schmelztiegel von Kulturen und von Kulturangeboten. Heute wähle ich frei aus, welche Kultur ich möchte und für welche Angebote ich mich einsetze. Besonders am Herzen liegen mir die vielen kleinen Literaturverlage, der Kosmos, das sogar-Theater, moderne Architektur und Fotografie und die elektronische Musik. Da ich unmittelbar neben der ZHdK wohne, bin ich auch da oft anzutreffen.