Velostrategie 2030: Velorouten-Initiative droht Nicht-Umsetzung

Der Stadtrat hat heute seine Velostrategie 2030 präsentiert, die den Masterplan Velo ablöst. Die umfassende Strategie enthält wichtige Elemente, muss jetzt aber – anders als der Masterplan Velo – auch wirklich umgesetzt werden. Nach dem beunruhigenden Auftritt von Richard Wolff und Karin Rykart an der heutigen Medienkonferenz muss davon ausgegangen werden, dass die Velorouten-Initiative nicht dem Volksentscheid entsprechend umgesetzt werden soll.

Die Velostrategie 2030 enthält dringende Neuerungen, die die SP sehr begrüsst: So soll die Veloplanung neu eigene Projekte auslösen und nicht länger nur im Rahmen von sowieso geplanten Strassenbauprojekten erfolgen. SP-Gemeinderat Florian Utz kommentiert: «Vom Masterplan Velo wurden in den letzten Jahren insgesamt nur wenige 100 Meter umgesetzt, weil neue Velowege nur dann realisiert wurden, wenn die Strasse sowieso umgebaut wurde. Mit der neuen Strategie kann das Tempo nun vervielfacht werden.» Auch begrüsst die SP die Überarbeitung der Velostandards der Stadt Zürich, sodass künftig keine Velowege unter 1.50m Breite entstehen sollen.

SP wird Nicht-Umsetzung der Velorouten-Initiative bekämpfen

Ebenfalls positiv zu bewerten ist die Tatsache, dass die Verwaltung ein Netz von rund 100 km Velovorzugsrouten plant. Nach dem beunruhigenden Auftritt des Tiefbauvorstehers und der Sicherheitsvorsteherin an der heutigen Medienkonferenz muss aber davon ausgegangen werden, dass die Velorouten nicht entsprechend dem klaren Volksentscheid vom vergangenen September umgesetzt werden sollen. SP-Gemeinderätin Simone Brander stellt klar: «Auf sichere Velovorzugsrouten gehören keine Autos. Die Bevölkerung hat darum beschlossen, dass 50 km sichere, autofreie und gegenüber Querungen vorzugsberechtigte Velorouten bis 2030 realisiert werden müssen. Wir akzeptieren keine Abstriche bei der Sicherheit der neuen Velorouten und werden alle Versuche von Seiten Verwaltung, die Initiative nicht umzusetzen, entschieden bekämpfen.»

 

Der Stein des Anstosses: Bei mindestens drei der vier ersten geplanten Velovorzugsrouten (Baslerstrasse, Mühlebachstrasse, Scheuchzerstrasse), die an der heutigen Medienkonferenz als 14km des sicheren Veloroutennetzes verkauft wurden, wird die Initiative nicht umgesetzt, da diese nicht grundsätzlich vom Autoverkehr befreit werden sollen. Zudem fehlt in der gesamten Velostrategie 2030 ein klares Commitment, dass die Velovorzugsrouten autofrei (oder auch nur frei vom MIV-Durchgangsverkehr) sein sollen. Ganz offensichtlich hat also die Umsetzung des klaren Volksentscheids im Tiefbauamt keine Priorität.

Auch Pop-Up Velowege werden weiterhin nicht angepackt

Wie dringend schnelle Verbesserungen der aktuellen Situation sind, zeigen die vor einer Woche veröffentlichten Unfallzahlen: 606 Velofahrende sind 2020 verunfallt – ein trauriger Rekord. Leider werden aber auch Sofort-Massnahmen nicht angepackt: So hat die SP gemeinsam mit ihren Partner*innen mehrmals Pop-Up Velowege gefordert, wie sie andere Städte weltweit und auch in der Romandie zügig umsetzten, um die Situation für Velofahrende während der Corona-Pandemie schnell zu verbessern. Die gestern veröffentlichte Antwort zur dringenden schriftlichen Anfrage von SP-Gemeinderätin Simone Brander zu Pop-Up Velowegen zeigt einmal mehr, dass der Wille in der Verwaltung fehlt, rasch zu handeln und sich gegenüber dem Kanton in Velofragen auch einmal durchzusetzen.