Zürich.Offen.Anders

Von Schneisen, Geleisen und offenen Räumen

Wenn ich lieber von der Limmat- als der Zwinglistadt rede, dann hat das nicht nur, aber ganz besonders mit meiner ausgeprägten Vorliebe für Gewässer zu tun. Auch die Limmat wertet unsere Lebensqualität ungemein auf, legt sie im urbanen Zentrum doch eine unverbaubare Schneise und öffnet Freiräume für aktive Freizeitgestaltung oder fürs faule dolce far niente.
Und dann gibt es in Zürich noch diese andere Schneise, die mich als Anwohnerin des Industriequartiers schon länger umtreibt. Es sind die Bahngeleise, an deren Rändern sich Zürich massiv verändert und das Gesicht der Stadt der Gewinner besonders deutlich zu Tage tritt.

An der Südseite hieraus bereits hervorgegangen ist die kühle Europaallee, die dem Attribut «Stadtquartier» erst noch gerecht werden muss, gegenüber das überschaubare Modell der Zollstrasse, das in einem vorbildlichen Partizipationsprozess und orientiert an den Zielsetzungen der 2000-Watt-Gesellschaft zahlbaren Wohnraum für 170 Menschen bieten soll.
Auch wenn sich anlässlich der Präsentation des Bauprojekts «Zollhaus» bei einigen Teilnehmern/-innen hinsichtlich Mitgestaltung teilweise Ernüchterung eingestellt haben sollte, so sind wir als SP Zürich auf allen Ebenen zur aktiven Einmischung in solche Projekte umso mehr aufgefordert.

Zürichs Sozialstruktur befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel: der Zuwachs an statushohen Einwohnerinnen ist enorm, während Familien und Menschen mit bescheidenem Einkommen und tieferem Bildungsgrad, die vor fünfzehn Jahren noch einen Drittel der Stadtbevölkerung ausmachten, stetig abnehmen. In diesem Verdrängungseffekt spielen die Mieten natürlich eine entscheidende Rolle, wie auch eine jüngst veröffentlichte Befragung der Zürcher Stadtentwicklung und des Bevölkerungsamtes deutlich belegt.

Und rund um die Bahngeleise brummt es derweil zügig weiter: mit einem Investitionsvolumen von 1.8 Milliarden Franken werden drei SBB-Areale umgenutzt werden, an der Neugasse für Wohnungen, ein Drittel davon gemeinnützig. Neben Arbeitsplätzen und Schulhäusern werden auch Grünflächen und öffentliche Plätze für alle in Aussicht gestellt. Also bleiben wir achtsam und machen uns auch besonders stark für jenen offenen Raum, dessen Gewinn in nackten Zahlen bekanntlich nur schwer bezifferbar ist.