Zürich.Offen.Anders

Mit offen-verschlossenen Armen?

Ihr erinnert euch bestimmt an die tschetschenische Familie, die letztes Jahr ausgeschafft wurde. Trotz perfekter Integration in Kilchberg, wo die Familie seit viereinhalb Jahren lebte und trotz der riesigen Unterstützung aus der Bevölkerung, wurden sie vom Zürcher Migrationsamt abgeschoben. Engagierte Bürgerinnen und Bürger hatten sich im Verein Hierzuhause.ch monatelang für den Verbleib der Familie in der Schweiz stark gemacht. Ihre letzte Chance nach Kilchberg zurückzukehren, war ein Gesuch um Erteilung einer neuen Aufenthaltsbewilligung an das Zürcher Migrationsamt. Laut einer Vertreterin des Unterstützungskomitees lag die Zukunft der Kinder und ihrer Familie nun in den Händen von Zürichs Sicherheitsdirektor Mario Fehr: «Er hat nun allen nötigen Ermessensspielraum, um den humanitär einzig richtigen Entscheid zu fällen und das Gesuch zu bewilligen.»
Leider wurde das Gesuch letzten Monat vom Zürcher Migrationsamt abgelehnt und damit auch die letzte Hoffnung der Familie auf ein sicheres Leben in der Schweiz zerschlagen. „Mario Fehrs Migrationsamt bleibt hart“, diese Schlagzeile im Tagi vom 25. Januar 2017 erschütterte uns mitfühlende Bürgerinnen und Bürger.
Neben diesem knallharten Beamtenzürich existiert aber glücklicherweise auch das Zürich der Solidarität und des freiwilligen Engagements, das ich gut kenne und mir persönlich immer wieder Mut macht. Dennoch scheint es mir, als würden zwei Welten aufeinanderprallen. Wie kann es sein, dass ein solch riesiger politischer Dissens zwischen dem Grossteil der Zürcher Bevölkerung und den Zürcher Behörden besteht? Wir leben doch in einer demokratischen Gesellschaft, in der das Volk das Sagen hat oder nicht? Haben nicht wir diese Zürcher Politiker in ihre Ämter gewählt? Wie kann es sein, dass unsere und deren politische Anschauungen dermassen divergieren? Eigentlich liegt die Entscheidungsmacht doch bei uns. Wir müssen sie nur nutzen, indem wir an der Urne diejenigen wählen, die unsere politischen Ansichten teilen und sich nicht scheuen diese kompetent und selbstbewusst in der trägen bürokratischen Verwaltung umzusetzen: Für ein Zürich mit offenen Armen.