Villen-Asyl und Tram-Stadt

Der Züriberg läuft Amok – wegen 80 anerkannten Flüchtlinge und Asylsuchende, die auf „ihrem“ Berg eine Unterkunft erhalten. Zitat Urs Fehr SVP-Gemeinderat: „Asylbewerber gehören nicht auf den Zürichberg. Hier wohnen die besten Steuerzahler, und diese wollen kein Asylheim vor der Nase.“ Wahrscheinlich wollen sie nur nicht, dass ihr Hauspersonal gleich vor ihren Hütten wohnt. Als Haushaltshilfe sind sie ja durchaus willkommen. Und sobald man sie persönlich kennt, sind sie auch bestens integriert und sympathisch und gehören eben zu den „Guten“. Eine anonyme Masse verteufeln ist immer viel einfacher als Menschen, die man kennt. Die SVP hat wohl wenig Interesse daran ihre Hasstiraden auf die alle Probleme verursachenden ausländische Bevölkerung zu schmälern. Ich bezweifle allerdings, dass sich am Zürichberg wirklich alle „Von-und-Zus“ derart vehement gegen die neuen Nachbarn wehren, wie es der SVP lieb wäre.

Die Linken beweisen auch im Wahlkampf Anstand. SVP Gemeinderätin Hedy Schlatter, Millionärin mit Villen- und Steuersitz in Uster, die in Zürich eine profitfreie Zweitwohnung bewohnt, kommt einigermassen glimpflich davon. Gut zugegeben, man kann Hedy fast nichts übel nehmen, sie ist zu sympathisch in ihrem einsamen Kampf gegen das Matchogebilde in der SVP. Trotzdem, wenn man die SVP Woche für Woche in übelster Form gegen Staatsschmarotzer schimpfen hört, ist es doch schon eigentlich ziemlich daneben, dass so eine unter ihnen sitzt.

Aber jetzt noch zu etwas Sachlicherem, das trotzdem hohe Emotionen hervorgerufen hat. Der Gemeinderat hat fast einstimmig (92:12) eine Motion überwiesen, mit der Aufforderung in Zürich Altstetten auf die Verschiebung der Tramlinie 2 zu verzichten. Diese Motion entstand unter Federführung der SP. Im Quartier haben 6000 Menschen eine entsprechende Petition unterschrieben. Ein deutliches, starkes Zeichen. Ich finde es verdammt anmassend, wenn danach der Kantonsrat gegen das städtische Interesse stimmt. Schliesslich geht es um unsere Stadt. Wie soll jemand, der aus Hintertupfikon kommt, über die Situation im Quartier und am Bahnhof Altstetten urteilen können? In Hintertupfikon fahren ja auch keine Trams, sowie auch sonst nirgends im Kanton. Da kommt doch wieder der Wunsch nach einem Stadtstaat auf, dann hätten wir auch endlich unser flächendeckendes Velowegnetz.